Unser BLOG: autolack richtig schützen
Wachse, Polituren und sonstige Versiegelungen haben zwei Ziele. Den Lack zum Glänzen zu bringen und ihn vor zukünftigen Einflüssen zu schützen, die ihn wieder stumpf werden lassen würden.
Ganz entscheidend in der Wirkweise muss man chemische und mechanische Produkte unterscheiden, auch wenn das Ergebnis immer das gleiche sein sollte – glatter glänzender Lack, auf dem das Wasser wunderbar abperlt (#carporn).
Fangen wir mit den chemischen Produkten an. Diese werden standardmäßig in Waschanlagen, Waschstraßen und SB-Anlagen eingesetzt. Die Produkte sind dabei chemisch so ausgerichtet, dass sich das Produkt an den Lack anhaftet (van-der-Waals-Kräfte). Eine chemische Kraft, die zwischen Atomen und Molekülen wirkt. Sie gilt als recht schwache chemische Kraft, was erklärt wieso diese Produkte nur circa vier Wochen am Lack haften.
Was ist besser? Politur oder Wachs?
Die Klarlackschicht an einem Auto ist ca. 45 µm dick. Aufgrund diverser mechanischer Einflüsse auf den Lack ist diese Lackschicht jedoch nicht eine ebene Fläche, sondern ein wildes Durcheinander von Bergen und Tälern. Diese Berge und Täler brechen das auftreffende Licht ungleichmäßig und erzeugen daher ein diffuses Spiegelbild. Von uns wird das als stumpfer Lack war genommen.
Die Aufgabe einer chemischen Politur ist es, die Täler oder Kratzer zu verfüllen und damit eine ebenere Fläche zu erzeugen. Eine glattere Oberfläche reflektiert das Licht gleichmäßiger und hat damit einen besseren Glanz. Meist sind die Produkte so ausgestaltet, dass sie schichtend wirken, das heißt die Täler werden bei jeder Anwendung etwas mehr verfüllt. Der maximale Effekt der Politur tritt also erst nach diversen Anwendungen ein. Wird eine Zeitlang auf die Politur verzichtet, verschleißt die Schicht durch Umwelteinflüsse und es entsteht wieder der ursprüngliche „matte“ Lack.
Wachs wirkt ganz anders. Die Aufgabe eines Wachses ist die Herstellung einer Hydrophoben Oberfläche. Eine Oberfläche, die stark wasserabweisend ist, bewirkt, dass eine Wasseroberfläche aufreißt und das Wasser als einzelne Tropfen auf dem Lack stehen bleibt. Je steiler die Tropfenflanke, desto besser. Hat die Lackoberfläche eine gewisse Steigung, bzw. wirkt auf den Tropfen eine gewisse Kraft (bspw. Fahrtwind), wird der Tropfen anfangen zu rollen und läuft dann vom Lack ab.
Eventuell eingeschlossene Schmutzpartikel im Wassertropfen werden abtransportiert und bleiben nicht am Lack haften. Wachs wirkt also unabhängig von den oben genannten Bergen und Tälern auf dem Lack. Das Wachs bildet eine einheitliche Schicht über den Lack, ähnlich einem Fettfilm.
Daher kann bspw. eine tägliche Wachs-Wäsche bei Fahrzeugen zu einer sogenannten Überfettung des Fahrzeugs führen. Der Lack beginnt zu „schillern“ und sieht aus als hätte er Hologramme und Kratzer. Diese Hologramme sind jedoch nicht in der Klarlackschicht (wie bspw. nach einer maschinellen Politur), sondern im übermäßig viel aufgetragenen Wachs. Eine Reinigung des Lacks mit Glasreiniger (oder Wachsentferner) beseitigt diese unschöne Optik wieder. Wachs wird außerdem durch stark alkalische Reiniger abgewaschen.
Das heißt eine normale Fahrzeugwäsche wird das Wachs abwaschen. Möchte ich also ein gewachstes Auto haben, muss ich dies bei jeder Wäsche machen. Ein Wachsen bei jeder zweiten Wäsche macht keinen Sinn. Der Wachsfilm hat dann zwei Effekte: Wasser perlt ab und nimmt dabei Schmutzpartikel mit. Das Auto bleibt länger sauber. Auf dem Lack anhaftender Schmutz (wie beispielsweise Fliegen, Blütenstaub, etc.) haftet nicht direkt auf dem Lack, sondern liegt auf der Wachsschicht auf. Der Klarlack wird nicht so schnell angegriffen und bei der nächsten Wäsche ist dieser Schmutz deutlich einfacher zu reinigen.
Jetzt gibt es noch eine Reihe großartiger Begriffe für andere versiegelnde Produkte: Carnaubawachs, Spray-Sealant, Nano-Wachs, 1k-Versiegelung und natürlich das Ceramic Coating. Wenn ich jetzt sage, dass das alles das Gleiche ist, werde ich vermutlich auf die Detailer-Schlachtbank geführt. Ja, die Aufgabe ist immer die Gleiche. Alle Produkte bilden eine gleichmäßige Schicht auf dem Lack, die hydrophob wirkt. So einfach, mehr nicht. Der Unterschied liegt im Detail. Die Frage ist nämlich, wie bzw. aus was diese Schicht ist. Bei Carnaubawachs handelt es sich um ein natürliches Wachs, wohingegen eine Keramikversiegelung eine hochkomplexe Silicium Verbindung ist. Der Unterschied liegt für den Verbraucher schlicht in der Standzeit. Wachse liegen im Bereich von 4 Wochen.
Sprühversiegelungen gehen in Richtung 3-6 Monate, Nano- oder 1k-Versiegelungen liegen bei rund einem Jahr und Keramik Versiegelungen schaffen bis zu 2 Jahre. Angaben darüber hinaus sind derzeit eher im Bereich „unseriös“ anzusiedeln.
Bild: Autoversiegelung
Bild: Wachspolitur
Und was ist jetzt der Unterschied zur Politur von Hand (bzw. mit der Rotations- und Exzentermaschine)?
Ein gravierender. Während wir bisher mit chemischen Stoffen hantiert haben, um einen Glanz aufs Auto zu bekommen, reden wir bei dieser Politur von reiner, brutaler Mechanik. Aluminiumoxid wird auf den Lack aufgebracht und dort mithilfe von Lammfell oder synthetischen Pads zermahlen. Das wirkt als Schleifmittel mit feiner Körnung. Wo also anfänglich die Täler im Lack chemisch verfüllt wurden, werden jetzt die Berge abgeschliffen.
Der Effekt ist ebenfalls ein glatterer Lack, der das Licht gleichmäßig streut und damit wunderbar glänzt. Der Unterschied ist, dass dieses Verfahren den Lack nachhaltig verändert, nämlich abschleift. Wie immer hat alles seine Vor- und Nachteile. Zum einen kann ich das Ergebnis bei diesem Verfahren nicht wieder versehentlich abwaschen, bzw. bin frei in der Wahl meiner nächsten Wäsche. Zum anderen wird aber Klarlack abgeschliffen, ich kann das Verfahren also nicht unendlich oft durchführen.
Bei der Politur gibt es Drei-, Zwei- oder Ein-Schritt verfahren. Man beginnt mit einer sehr groben Politur und trägt schnell viel Klarlack ab. Vorzugsweise mit einer Rotationsmaschine und einem Lammfell. Das Ergebnis ist schnell zu sehen und sieht meist erst mal nicht besonders toll aus. Hologramme und ein mattes Erscheinungsbild sind völlig normal und schocken erst mal nur den ungeübten Betrachter. Im zweiten Durchgang werden die Hologramme vom ersten Durchgang entfernt und das Schleifbild verfeinert. Eine Qualitätskontrolle muss jetzt schon mit speziellen Lampen (CRI+) und geübtem Blick erfolgen. Im dritten Durchgang wird dann die Oberfläche wieder versiegelt.
Man kann das Verfahren auch auf zwei Schritte reduzieren, indem man das Nachschleifen des groben Anschliffs mit einem Auftragen von Wachs verbindet. Oder man nimmt erst gar nicht eine so grobe Politur und packt direkt noch ein Wachs dazu, dann hat man das Ein-Schritt-Verfahren.
Wichtig ist bei der Politur immer eine fachmännische Anwendung. Ersten weil der Lack direkt bearbeitet und ggf. zerstört wird, und zweitens, weil es eine entsprechende Beleuchtung und einen geübten Blick bedarf. Schnell hat man ein „tolles“ Ergebnis mit den Produkten aus dem Baumarkt hingezaubert. Nach der nächsten Autowäsche (das Wachs wird abgewaschen) und einer strahlenden Mittagssonne (sie zeigt einem jeden Kratzer und jedes Hologramm auf dem Lack), kommt das Böse erwachen.
Autor: Georg Huber, Inhaber
WUSSTEN SIE...
...Egal wie man es dreht oder wendet. Wachs, Politur und Versiegelung sind Produkte für den Werterhalt eines Fahrzeugs. Aber bitte fragen Sie den Fachmann Ihres Vertrauens, bevor Sie an Ihrem Fahrzeug rumexperimentieren.